Deutschland schlechtes Beispiel für iGaming-Regulierung - TEIL 2

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Eine große Opposition
Die Forschungsstelle in Hohenheim steht in ihrer Sorge über den deutschen iGaming-Markt sicherlich nicht allein. Die European Gaming and Betting Association (EGBA) äußerte im vergangenen Jahr ihre Besorgnis, indem sie sagte, dass das mangelnde Interesse der Betreiber zeige, wie problematisch das gewählte Regulierungsmodell sei. Auch die EU-Kommission hielt ihre Bedenken über den Vertrag vor seinem Inkrafttreten nicht zurück.

Das Problem liegt in der begrenzten Anzahl der verfügbaren Lizenzen für Sportwettenanbieter (nur 20), während die Betreiber von Online Casinos und Poker-Websites komplett leer ausgehen. Angesichts der strengen Regeln, die von Sportwettenanbietern eingehalten werden müssen und dem Mangel an Lizenzen für Online Casinos und Poker - Bereiche, die in Deutschland übrigens einen größeren Markt ausmachen als Sportwetten -, gibt es momentan noch keine geregelten Betreiber.

Die Gesetzgebung wurde von den Bundesministern gewählt, und sie erweist sich in Bezug auf den Zulassungsprozess als äußerst vage. Maarten Haijer, Generalsekretär der EGBA, sagte letztes Jahr, dass viele Fragen offen bleiben würden und es für alle Beteiligten Nachteile gebe. In einer vernichtenden Schlussfolgerung fügte er hinzu, dass Deutschland ein gutes Beispiel dafür sei, wie ein politischer Kompromiss, den niemand in Abrede zu stellen mag, zu einer bedenkenswert schlechten Lösung führen kann. Für die EGBA-Mitglieder sei der deutsche Ansatz einfach unverständlich.

Professor Tilman Becker erklärte nach dem Symposium an der Universität Hohenheim, dass - über die fragwürdige Gesetzgebung hinaus - die Nichteinhaltung der Gesetze die Probleme des Landes verstärken würden. Die bestehenden Regelungen würden nicht strafrechtlich verfolgt werden. Die Regulierung selbst sei, seiner Meinung nach, nicht das Problem, sondern eher die fehlende Strafverfolgung. Die Sperrung der Zahlungen [an illegale Betreiber] sei noch nicht im Gange, und es gäbe Hunderte, wenn nicht Tausende von illegalen Betreibern, die Wetten aus Deutschland annehmen würden.

Ein schlechtes Beispiel
Es überrascht nicht, dass Deutschland innerhalb Europas der einzige Anwender dieser Art von Regulierung ist. Im Interesse der Betreiber, muss auch gehofft werden, dass dies so bleibt. Glücklicherweise hat sich die Aufmerksamkeit der Bundesländer nun auf die schwache Gesetzgebung gerichtet, und die mangelnde Strafverfolgung scheint bereits erste Früchte zu tragen. Auch wenn Professor Becker zugibt, dass die Dinge mittlerweile in einem etwas positiveren Licht erscheinen, steht den Online Casinos in Deutschland dennoch ein langer Weg bevor. Becker fügte hinzu, dass die vom Europäischen Gerichtshof geäußerten Bedenken in der neuen Verordnung berücksichtigt worden seien.

Betrachtet man das Problem von einem allgemeineren Standpunkt her, auch wenn dies schwer möglich ist, scheint es, als ob die Nachahmung des deutschen Regulierungssystems für jeden Markt eine Katastrophe bedeuten würde. Auch die Vereinigten Staaten sind dabei, ihren riesigen iGaming-Markt zu regulieren. Dort jedoch kann man kann davon ausgehen, dass sie einen rigoroseren Ansatz verfolgen werden als in Deutschland. Die wichtigen Stellungnahmen des US-Justizministeriums kamen in Form von Anklagen, Schließungen und Gerichtsverfahren gegen illegale Online Casinos oder Wettanbieter, und genau das wird als Zeichen dafür gewertet, dass die amerikanischen Regulierungsbehörden es nicht versäumen werden, jede neue Verordnung rigoros durchzusetzen.

Als Lehrbeispiel für die USA dafür, welche Probleme entstehen können, wenn man an der falschen Stelle ein Auge zudrückt, kann Deutschlands Umgang mit dem iGaming-Markt momentan hervorragend herhalten.

Geschrieben für OnlineKasino.org am 21-04-2014